
Auftrag I:
Diskutieren und beantworten Sie die Frage schriftlich mit Ihrem Pultnachbarn. Schreiben Sie zwei bis drei Sätze oder 66 Worte.
Zeit 5 Minuten
Diskutieren und beantworten Sie die Frage schriftlich mit Ihrem Pultnachbarn. Schreiben Sie zwei bis drei Sätze oder 66 Worte.
Zeit 5 Minuten

II. Auftrag:
Setzen Sie sich mit einem anderen Partner zusammen und schreiben zu dieser Frage mindestens drei Sätze oder 69 Worte.
Zeit: 5-10 Minuten
Setzen Sie sich mit einem anderen Partner zusammen und schreiben zu dieser Frage mindestens drei Sätze oder 69 Worte.
Zeit: 5-10 Minuten
III. I Auftrag:
Geschichtsmodelle, Geschichtsverständnis, Ideengeschichte
1. Vergleichen Sie die nachfolgenden fünf Darstellungen. Wählen Sie diejenige aus, welche Ihrer Meinung nach die Geschichte am besten darstellt.
2. Entwickeln Sie zu der Grafik ein Modell, wie Ihrer Meinung nach Geschichte funktioniert.
Erklären Sie Ihr Geschichtsmodell.
3. Illustriert Sie die Auswirkung Ihres Modells auf die Wahrnehmung der Welt, d.h. auf die Genese eines Weltbildes.
Variante eins: Sie setzen sich mit dem Thema schriftlich (EA) auseinander. Entwickeln und erläutern Sie Ihr Modell. Gerne dürfen Sie auch weitere Grafiken anfertigen. Der Umfang Ihres Schreibens beläuft sich auf mindestens 250-300 Worte.
Variante zwei: Wählen Sie eine Darstellung und erstellen Sie einen YouTube Film für die restlichen Klassenmitglieder, indem Sie sich mit Ihrem Thema auseinandersetzen und Ihren Kommilitonen erläutern.
Variante drei: Erstellen Sie ein Plakat (eine A3 Seite), eine Webseite oder eine PP-Präsentation, die Ihren Kommilitonen das Thema näher bringt.
4. Vergleichen Sie in einem weiteren Schritt Ihr System mit zwei oder drei weiteren Geschichtsmodellen. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten können Sie festmachen?
Variante eins: Erstellen Sie eine PP-Präsentation, indem Sie Ihren Klassenkameraden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten Ihrer Systeme erläutern. Gehen Sie im Zuge dessen vor allem auf die Beeinflussung des damit jeweils verbundenen Weltbildes ein.
Variante zwei: Erstellen Sie ein kurzes Youtubevideo, in dem Sie Ihren Kommilitonen Ihre Modelle kurz erläutern, die Unterschiede Aufzeigen und versuchen evident zu machen, wie sich die Modelle auf die jeweilige Wahrnehmung des Menschen von Zeit und Raum auswirken.
Geschichtsmodelle, Geschichtsverständnis, Ideengeschichte
1. Vergleichen Sie die nachfolgenden fünf Darstellungen. Wählen Sie diejenige aus, welche Ihrer Meinung nach die Geschichte am besten darstellt.
2. Entwickeln Sie zu der Grafik ein Modell, wie Ihrer Meinung nach Geschichte funktioniert.
Erklären Sie Ihr Geschichtsmodell.
3. Illustriert Sie die Auswirkung Ihres Modells auf die Wahrnehmung der Welt, d.h. auf die Genese eines Weltbildes.
Variante eins: Sie setzen sich mit dem Thema schriftlich (EA) auseinander. Entwickeln und erläutern Sie Ihr Modell. Gerne dürfen Sie auch weitere Grafiken anfertigen. Der Umfang Ihres Schreibens beläuft sich auf mindestens 250-300 Worte.
Variante zwei: Wählen Sie eine Darstellung und erstellen Sie einen YouTube Film für die restlichen Klassenmitglieder, indem Sie sich mit Ihrem Thema auseinandersetzen und Ihren Kommilitonen erläutern.
Variante drei: Erstellen Sie ein Plakat (eine A3 Seite), eine Webseite oder eine PP-Präsentation, die Ihren Kommilitonen das Thema näher bringt.
4. Vergleichen Sie in einem weiteren Schritt Ihr System mit zwei oder drei weiteren Geschichtsmodellen. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten können Sie festmachen?
Variante eins: Erstellen Sie eine PP-Präsentation, indem Sie Ihren Klassenkameraden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten Ihrer Systeme erläutern. Gehen Sie im Zuge dessen vor allem auf die Beeinflussung des damit jeweils verbundenen Weltbildes ein.
Variante zwei: Erstellen Sie ein kurzes Youtubevideo, in dem Sie Ihren Kommilitonen Ihre Modelle kurz erläutern, die Unterschiede Aufzeigen und versuchen evident zu machen, wie sich die Modelle auf die jeweilige Wahrnehmung des Menschen von Zeit und Raum auswirken.
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III. II Auftrag:
Geschichtsmodelle, Geschichtsverständnis, Ideengeschichte
1. Studieren Sie die nachfolgenden vier Darstellungen und den jeweiligen Begleittext.
2. Erklären Sie ein jedes Geschichtsmodell und setzen Sie sich mit dessen Einfluss auf das jeweilige Weltbild auseinander und erläutern Sie dasselbe.
3. Vergleichen Sie in einem weiteren Schritt die Systeme miteinander: Welche grundlegenden Unterschiede können Sie festmachen?
4. Ist des Weiteren eine Kausalität hinsichtlich eines evolutionären Prozesses, einer "Genese" hinsichtlich der Entwicklung der Modelle evident?
Variante eins: Sie setzen sich mit dem Thema essayistisch auseinander. Der Umfang Ihres Schreibens beläuft sich auf mindestens 2500 Worte.
Variante zwei: Wählen Sie eine Darstellung mit dem Begleittext und erstellen Sie ein YouTube Film für die restlichen Klassenmitglieder, indem Sie sich mit Ihrem Thema auseinandersetzen und Ihren Kommilitonen erläutern.
Variante drei: Erstellen Sie ein Plakat (mindestens vier A3 Seiten) oder eine Webseite die Ihren Kommilitonen das Thema näher bringt.

Im 2. Jahrhundert v. Chr. publizierte der griechische Schriftsteller Polybios ein populäres Werk über die Universalgeschichte, die sich neben den Punischen Kriegen auch mit der Theorie des sogenannten Verfassungskreislaufs beschäftigte. Polybios lehrte, dass mit dem Königtum, der Aristokratie und der Demokratie drei Verfassungsformen zu unterscheiden seien, die wiederum naturbedingt in Gewalt und Ausschweifung ausarten und anschließend in einem ewigen Kreislauf ineinander übergehen (Geschichte VI, 3 ff):
3. […] Die meisten, die uns eine Verfassungslehre haben geben wollen, unterscheiden drei Verfassungsformen, die sie Königtum, Aristokratie und Demokratie nennen. Man kann aber, wie mir scheint, mit Recht an sie die Frage richten, ob sie uns diese als die einzigen oder vielmehr als die besten vorstellen. In jenem wie in diesem Fall sind sie meines Erachtens gleichermaßen im Irrtum. Denn es ist klar, daß als die beste Verfassung die anzusehen ist, die alle drei genannten Einzelverfassungen in sich vereinigt. Dafür haben wir nicht nur theoretische Beweise, sondern auch einen praktischen in der Verfassung, die Lykurgos in dieser Weise den Spartanern gegeben hat. Aber auch, daß sie die einzigen seien, trifft nicht zu. Denn wir haben schon monarchische und tyrannische Staatsformen erlebt, die eine Ähnlichkeit mit dem Königtum zu haben scheinen, sich aber weit von ihm unterscheiden. Die Alleinherrscher bezeichnen sich nämlich alle nach Möglichkeit als Könige oder geben sich als solche aus. Ebenso gibt es nicht wenige Oligarchien, die eine Ähnlichkeit mit Aristokratien zu haben scheinen, aber himmelweit davon entfernt sind. Dasselbe gilt von der Demokratie.
4. Daß dies richtig ist, wird aus folgendem deutlich werden. Nicht jede Alleinherrschaft darf ohne weiteres Königtum heißen, sondern nur die, welche von den Untertanen als solches anerkannt wird und die das Regiment mit Einsicht, nicht mit Gewalt und Terror führt. Noch darf jede Oligarchie als Aristokratie gelten, sondern nur die, welche von einem auserwählten Kreis der gerechtesten und weisesten Männer gelenkt wird. Ebenso auch nicht als Demokratie ein Staat, in dem eine beliebige Masse Herr ist, zu tun, was ihr beliebt. Wo man jedoch nach Vätersitte die Götter fürchtet, Vater und Mutter ehrt, vor einem Älteren Respekt hat, den Gesetzen gehorcht, wenn sich in einer solchen Staatsordnung durchsetzt, was der Mehrheit richtig scheint, dort ist die Bezeichnung Demokratie am Platze. Man muß daher sechs Verfassungsformen ansetzten, die drei, die alle nennen und die auch ich an erster Stelle genannt habe, und drei weitere, mit jenen verwandte, Selbst- oder Alleinherrschaft, Oligarchie und Ochlokratie. Und zwar bildet sich zuerst auf natürlichem Wege und ohne Zutun die Alleinherrschaft heraus; auf sie folgt, aus ihr entwickelt sich durch ordnendes Eingreifen, durch Überwindung der Willkür das Königtum. Wenn dieses in die ihm von Natur naheliegenden Fehler verfällt, das heißt zur Tyrannis entartet, entsteht wiederum aus ihrem Sturz eine Aristokratie. Wenn diese, wie es in ihrer Natur liegt, zur Oligarchie abgleitet und das aufgebrachte Volk für die Untaten der leitenden Männer Rache nimmt, kommt es zur Demokratie. Der Übermut und die Zügellosigkeit des Volks wiederum führt mit der Zeit zur Ochlokratie. Daß die Entwicklung tatsächlich so verläuft, kann man am besten erkennen, wenn man auf die natürlichen Anfänge, das Werden, die Veränderung und den Wechsel dieser Staatsformen achtet. […]
5. […] Welches also ist der Anfang der Staaten, von dem ich sprach, und ihr erster Ursprung? Wenn durch Überschwemmungen, Seuchen, Mißwachs oder andere ähnliche Ursachen die Menschen dahingerafft werden – dies ist, wie wir wissen, schon geschehen und wird sich notwendig noch oft wiederholen -, wobei auch alle Kulturerrungenschaften verloren gehen, wenn dann aus den Überlebenden wie aus einem Samen mit der Zeit wieder eine gewisse Zahl von Menschen herangewachsen ist und diese sich, wie die Tiere zu Herden oder Rudeln, zueinander gesellen – denn wegen ihrer natürlichen Schwäche müssen sich auch die Menschen mit den Artgenossen zusammenschließen-, dann wird notwendig der körperlich Stärkste und Kühnste ihr Führer und Gebieter werden, wie dies auch bei den unvernünftigen Tieren als eine ganz natürliche Erscheinung zu beobachten ist, denn auch dort sehen wir ganz allgemein die Stärksten als Führer: Stiere, Eber, Hähne und so fort. Im Anfang muß so auch das Leben der Menschen gewesen sein, eine Vereinigung wie bei den Tieren zu Gruppen, die den Stärksten und Wehrhaftesten folgten. Maßstab für den Führungsanspruch war die körperliche Kraft, den Führer selbst kann man als Alleinherrscher bezeichnen. Wenn nun in diesen Gruppen, dadurch, daß die Menschen sich aneinander gewöhnen und zusammen aufwachsen, allmählich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft entsteht, dann ist dies der Anfang des Königtums, dann zuerst kommt bei den Menschen ein Begriff des Guten und Rechten auf und des Gegenteils. […]
7. So entsteht bei den Menschen auf natürlichem Wege zuerst der Begriff des Guten und Gerechten und ihres Gegenteils, dies ist Anfang und Ursprung wahren Königtums. Und nicht nur ihnen selbst, sondern auch ihren Nachkommen bewahrt das Volk lange die Herrschaft, überzeugt, daß diese, von solchen Männern abstammend und erzogen, auch die gleiche Gesinnung haben werden. Wenn sie aber einmal mit ihren Nachfolgern unzufrieden werden, dann wählen sie die Führer und Könige nicht mehr nach ihrer körperlichen Kraft und ihrem Mut, sondern auf Grund besonderer Einsicht und Weisheit, nachdem sie an den Tatsachen den Unterschied des Wertes jener und dieser Errungenschaften erfahren haben. In alter Zeit nun behielten die, welche einmal erwählt worden waren und diese Machtvollkommenheit erhalten hatten, die Königsherrschaft bis ins Alter, damit beschäftigt, beherrschende Höhen durch Mauern zu befestigen und Land hinzuzugewinnen, jenes aus Sicherheitsgründen, dieses, um ihre Untertanen reichlich mit allem Notwendigen versehen zu können. Während sie also dies als ihre Aufgabe betrachteten, waren sie zugleich aller Nachrede und allem Neid entrückt, denn sie unterschieden sich von den anderen weder sehr in der Kleidung noch im Essen und Trinken, sondern führten fast dasselbe Leben wie jene und sonderten sich nicht von der Menge ab. Als ihnen jedoch, Erben der Herrschaft allein durch Abstimmung, alles zu ihrer Sicherheit, alles, und mehr als genug, zu ihrer Nahrung zur Verfügung stand, da verleitete sie der Überfluß, ihren Begierden freien Lauf zu lassen; sie meinten, die Herrscher müßten andere und bessere Kleidung haben als ihre Untertanen, andere und bessere, erlesenere, raffinierter zubereitete Speisen zu ihrem Genuß, und es müßte ihnen, um der Lust frönen zu können, auch das Verbotene erlaubt sein. Dies erweckte Neid und Ärgernis, entflammte Zorn, Haß und Feindschaft, und nachdem das Königtum so zur Tyrannis geworden war, wurde dies auch der Anfang seines Untergangs, denn nun bildeten sich Verschwörungen gegen den Regenten, die nicht von den schlechtesten, sondern von den edelsten, hochgesinntesten und tapfersten Männern getragen waren, denn diese vermochten am wenigsten den Übermut und Frevel des Herrschers zu ertragen.
8. Da aber die Menge, sobald sie Führer gefunden hatte, diese aus den genannten Gründen gegen die Regierenden unterstützte, wurde die Verfassungsform des Königtums und der Alleinherrschaft vollständig abgeschafft, und die Aristokratie trat ins Leben und nahm ihren Anfang. Denn um denen, welche die Alleinherrschaft gestürzt hatten, sofort ihren Dank abzustatten, nahm das Volk sie zu Führern und legte diese mit dem anvertrauten Amt zufrieden und ließen sich nicht mehr angelegen sein als das Wohl der Gemeinschaft; sie führten sorglich und gewissenhaft die privaten und öffentlichen Angelegenheiten des Volkes. Als aber wiederum die Söhne von den Vätern diese Machtstellung übernahmen, ohne die Entartung des Königtums erlebt zu haben, ohne irgend etwas von bürgerlicher Gleichheit und Meinungsfreiheit zu wissen, aufgewachsen von frühester Jugend an im Glanz der väterlichen Machtstellung, da suchten sich die einen auf unrechtmäßigen Wege zu bereichern und verfielen der Habgier, andere der Trunksucht und der Völlerei, andere vergewaltigten Frauen und raubten Knaben und verwandelten so die Aristokratie in die Oligarchie. Diese erregte bei der Menge bald wieder dieselbe Empörung wie vorher die Tyrannis, und infolgedessen wurde sie am Ende ebenso gestürzt wie jene.
9. Denn wenn jemand, der den unter der Bürgerschaft herrschenden Neid und Haß gegen die Oligarchen sieht, den Mut faßt, mit Worten oder der Tat gegen sie aufzutreten, dann findet er das ganze Volk bereit, ihm beizustehen. Sie töten die einen, [treiben die anderen ins Exil], wagen nun aber weder einen König an die Spitze des Staates zu stellen, da sie noch mit Schrecken an das Unrecht denken, das sie unter der Königsherrschaft erlitten haben, noch die Leitung einer Mehrzahl anzuvertrauen, da ihnen die Unbill der jüngsten Vergangenheit noch vor Augen steht, sondern halten sich an die einzige Hoffnung, die ihnen noch übrig bleibt, die sie noch nicht getrogen hat, sich auf sich selbst zu verlassen. So machen sie aus der oligarchischen Verfassung eine Demokratie und übernehmen selbst die Fürsorge und Verantwortung für die öffentlichen Angelegenheiten. Und solange noch einige am Leben sind, die die Mißstände einer obrigkeitlichen Herrschaft erfahren haben, sind sie glücklich und zufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand und achten nichts höher als Freiheit des Worts und der Meinung. Wenn jedoch eine neue Generation heranwächst und die Demokratie in die Hände der Enkel kommt, dann wissen sie diese Freiheit nicht mehr zu schätzen, weil sie sich schon daran gewöhnt haben, und suchen größere Macht und einen Vorrang vor der Menge zu erringen, und zwar geraten vor allem die Reichen auf diesen Abweg. Wenn sie nun bei ihrer Jagd nach den Ämtern das Ziel ihres Ehrgeizes nicht durch eigene Kraft und Tüchtigkeit erreichen können, verschwenden die ihr Vermögen, um die Menge auf alle Weise zu ködern und zu verführen. Nachdem sie so in ihrer unsinnigen Gier nach Ehre und Ansehen das Volk für Bestechungsgelder empfänglich gemacht und seine Habsucht geweckt haben, kommt es wiederum zum Sturz der Demokratie, und diese verwandelt sich in eine Herrschaft der rohen Gewalt. Denn die Menge, die sich daran gewöhnt hat, sich von fremdem Gut zu nähren und nur auf Kosten anderer meint leben zu können, braucht nur einen Führer mit kühnen, hochfliegenden Plänen, der aber wegen seiner Armut von den Ehrenstellen im Staat ausgeschlossen ist, zu finden, und schon ist die Herrschaft der brutalen Gewalt da. Das Volk rottet sich zur Vertreibung und zur Ermordung seiner Gegner und zur Neuverteilung des Landes zusammen, so lange, bis die vertierte Masse wieder einen Herrn, einen Alleinherrscher gefunden hat. […]
Auszüge zitiert nach: Polybios (1961): Geschichte VI, 3-9, 1. Bd, eingeleitet und übertragen von Hans Drexler. Zürich: Artemis &Winkler Verlag.
„Alle genannten Formen sind daher unheilbringend, und zwar wegen der Kürze des Lebens der drei guten, und wegen der Verderblichkeit der drei schlechten. Deshalb vermieden die weisen Gesetzgeber, diese Mängel erkennend, jede der drei guten Regierungsformen an und für sich und erwählten eine aus allen dreien zusammengesetzte. Diese hielten sie dann für die festeste und dauerhafteste, da Monarchie, Aristokratie und Demokratie, in einem und dem selben Staate vereinigt, sich gegenseitig überwachen.“
Machiavelli, Niccolo: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio. Erstes Buch
Machiavelli, Niccolo (2006): Gesammelte Werke in einem Band. Hrsg. von Dr. Alexander Ulfig. Frankfurt am Main:
3. […] Die meisten, die uns eine Verfassungslehre haben geben wollen, unterscheiden drei Verfassungsformen, die sie Königtum, Aristokratie und Demokratie nennen. Man kann aber, wie mir scheint, mit Recht an sie die Frage richten, ob sie uns diese als die einzigen oder vielmehr als die besten vorstellen. In jenem wie in diesem Fall sind sie meines Erachtens gleichermaßen im Irrtum. Denn es ist klar, daß als die beste Verfassung die anzusehen ist, die alle drei genannten Einzelverfassungen in sich vereinigt. Dafür haben wir nicht nur theoretische Beweise, sondern auch einen praktischen in der Verfassung, die Lykurgos in dieser Weise den Spartanern gegeben hat. Aber auch, daß sie die einzigen seien, trifft nicht zu. Denn wir haben schon monarchische und tyrannische Staatsformen erlebt, die eine Ähnlichkeit mit dem Königtum zu haben scheinen, sich aber weit von ihm unterscheiden. Die Alleinherrscher bezeichnen sich nämlich alle nach Möglichkeit als Könige oder geben sich als solche aus. Ebenso gibt es nicht wenige Oligarchien, die eine Ähnlichkeit mit Aristokratien zu haben scheinen, aber himmelweit davon entfernt sind. Dasselbe gilt von der Demokratie.
4. Daß dies richtig ist, wird aus folgendem deutlich werden. Nicht jede Alleinherrschaft darf ohne weiteres Königtum heißen, sondern nur die, welche von den Untertanen als solches anerkannt wird und die das Regiment mit Einsicht, nicht mit Gewalt und Terror führt. Noch darf jede Oligarchie als Aristokratie gelten, sondern nur die, welche von einem auserwählten Kreis der gerechtesten und weisesten Männer gelenkt wird. Ebenso auch nicht als Demokratie ein Staat, in dem eine beliebige Masse Herr ist, zu tun, was ihr beliebt. Wo man jedoch nach Vätersitte die Götter fürchtet, Vater und Mutter ehrt, vor einem Älteren Respekt hat, den Gesetzen gehorcht, wenn sich in einer solchen Staatsordnung durchsetzt, was der Mehrheit richtig scheint, dort ist die Bezeichnung Demokratie am Platze. Man muß daher sechs Verfassungsformen ansetzten, die drei, die alle nennen und die auch ich an erster Stelle genannt habe, und drei weitere, mit jenen verwandte, Selbst- oder Alleinherrschaft, Oligarchie und Ochlokratie. Und zwar bildet sich zuerst auf natürlichem Wege und ohne Zutun die Alleinherrschaft heraus; auf sie folgt, aus ihr entwickelt sich durch ordnendes Eingreifen, durch Überwindung der Willkür das Königtum. Wenn dieses in die ihm von Natur naheliegenden Fehler verfällt, das heißt zur Tyrannis entartet, entsteht wiederum aus ihrem Sturz eine Aristokratie. Wenn diese, wie es in ihrer Natur liegt, zur Oligarchie abgleitet und das aufgebrachte Volk für die Untaten der leitenden Männer Rache nimmt, kommt es zur Demokratie. Der Übermut und die Zügellosigkeit des Volks wiederum führt mit der Zeit zur Ochlokratie. Daß die Entwicklung tatsächlich so verläuft, kann man am besten erkennen, wenn man auf die natürlichen Anfänge, das Werden, die Veränderung und den Wechsel dieser Staatsformen achtet. […]
5. […] Welches also ist der Anfang der Staaten, von dem ich sprach, und ihr erster Ursprung? Wenn durch Überschwemmungen, Seuchen, Mißwachs oder andere ähnliche Ursachen die Menschen dahingerafft werden – dies ist, wie wir wissen, schon geschehen und wird sich notwendig noch oft wiederholen -, wobei auch alle Kulturerrungenschaften verloren gehen, wenn dann aus den Überlebenden wie aus einem Samen mit der Zeit wieder eine gewisse Zahl von Menschen herangewachsen ist und diese sich, wie die Tiere zu Herden oder Rudeln, zueinander gesellen – denn wegen ihrer natürlichen Schwäche müssen sich auch die Menschen mit den Artgenossen zusammenschließen-, dann wird notwendig der körperlich Stärkste und Kühnste ihr Führer und Gebieter werden, wie dies auch bei den unvernünftigen Tieren als eine ganz natürliche Erscheinung zu beobachten ist, denn auch dort sehen wir ganz allgemein die Stärksten als Führer: Stiere, Eber, Hähne und so fort. Im Anfang muß so auch das Leben der Menschen gewesen sein, eine Vereinigung wie bei den Tieren zu Gruppen, die den Stärksten und Wehrhaftesten folgten. Maßstab für den Führungsanspruch war die körperliche Kraft, den Führer selbst kann man als Alleinherrscher bezeichnen. Wenn nun in diesen Gruppen, dadurch, daß die Menschen sich aneinander gewöhnen und zusammen aufwachsen, allmählich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft entsteht, dann ist dies der Anfang des Königtums, dann zuerst kommt bei den Menschen ein Begriff des Guten und Rechten auf und des Gegenteils. […]
7. So entsteht bei den Menschen auf natürlichem Wege zuerst der Begriff des Guten und Gerechten und ihres Gegenteils, dies ist Anfang und Ursprung wahren Königtums. Und nicht nur ihnen selbst, sondern auch ihren Nachkommen bewahrt das Volk lange die Herrschaft, überzeugt, daß diese, von solchen Männern abstammend und erzogen, auch die gleiche Gesinnung haben werden. Wenn sie aber einmal mit ihren Nachfolgern unzufrieden werden, dann wählen sie die Führer und Könige nicht mehr nach ihrer körperlichen Kraft und ihrem Mut, sondern auf Grund besonderer Einsicht und Weisheit, nachdem sie an den Tatsachen den Unterschied des Wertes jener und dieser Errungenschaften erfahren haben. In alter Zeit nun behielten die, welche einmal erwählt worden waren und diese Machtvollkommenheit erhalten hatten, die Königsherrschaft bis ins Alter, damit beschäftigt, beherrschende Höhen durch Mauern zu befestigen und Land hinzuzugewinnen, jenes aus Sicherheitsgründen, dieses, um ihre Untertanen reichlich mit allem Notwendigen versehen zu können. Während sie also dies als ihre Aufgabe betrachteten, waren sie zugleich aller Nachrede und allem Neid entrückt, denn sie unterschieden sich von den anderen weder sehr in der Kleidung noch im Essen und Trinken, sondern führten fast dasselbe Leben wie jene und sonderten sich nicht von der Menge ab. Als ihnen jedoch, Erben der Herrschaft allein durch Abstimmung, alles zu ihrer Sicherheit, alles, und mehr als genug, zu ihrer Nahrung zur Verfügung stand, da verleitete sie der Überfluß, ihren Begierden freien Lauf zu lassen; sie meinten, die Herrscher müßten andere und bessere Kleidung haben als ihre Untertanen, andere und bessere, erlesenere, raffinierter zubereitete Speisen zu ihrem Genuß, und es müßte ihnen, um der Lust frönen zu können, auch das Verbotene erlaubt sein. Dies erweckte Neid und Ärgernis, entflammte Zorn, Haß und Feindschaft, und nachdem das Königtum so zur Tyrannis geworden war, wurde dies auch der Anfang seines Untergangs, denn nun bildeten sich Verschwörungen gegen den Regenten, die nicht von den schlechtesten, sondern von den edelsten, hochgesinntesten und tapfersten Männern getragen waren, denn diese vermochten am wenigsten den Übermut und Frevel des Herrschers zu ertragen.
8. Da aber die Menge, sobald sie Führer gefunden hatte, diese aus den genannten Gründen gegen die Regierenden unterstützte, wurde die Verfassungsform des Königtums und der Alleinherrschaft vollständig abgeschafft, und die Aristokratie trat ins Leben und nahm ihren Anfang. Denn um denen, welche die Alleinherrschaft gestürzt hatten, sofort ihren Dank abzustatten, nahm das Volk sie zu Führern und legte diese mit dem anvertrauten Amt zufrieden und ließen sich nicht mehr angelegen sein als das Wohl der Gemeinschaft; sie führten sorglich und gewissenhaft die privaten und öffentlichen Angelegenheiten des Volkes. Als aber wiederum die Söhne von den Vätern diese Machtstellung übernahmen, ohne die Entartung des Königtums erlebt zu haben, ohne irgend etwas von bürgerlicher Gleichheit und Meinungsfreiheit zu wissen, aufgewachsen von frühester Jugend an im Glanz der väterlichen Machtstellung, da suchten sich die einen auf unrechtmäßigen Wege zu bereichern und verfielen der Habgier, andere der Trunksucht und der Völlerei, andere vergewaltigten Frauen und raubten Knaben und verwandelten so die Aristokratie in die Oligarchie. Diese erregte bei der Menge bald wieder dieselbe Empörung wie vorher die Tyrannis, und infolgedessen wurde sie am Ende ebenso gestürzt wie jene.
9. Denn wenn jemand, der den unter der Bürgerschaft herrschenden Neid und Haß gegen die Oligarchen sieht, den Mut faßt, mit Worten oder der Tat gegen sie aufzutreten, dann findet er das ganze Volk bereit, ihm beizustehen. Sie töten die einen, [treiben die anderen ins Exil], wagen nun aber weder einen König an die Spitze des Staates zu stellen, da sie noch mit Schrecken an das Unrecht denken, das sie unter der Königsherrschaft erlitten haben, noch die Leitung einer Mehrzahl anzuvertrauen, da ihnen die Unbill der jüngsten Vergangenheit noch vor Augen steht, sondern halten sich an die einzige Hoffnung, die ihnen noch übrig bleibt, die sie noch nicht getrogen hat, sich auf sich selbst zu verlassen. So machen sie aus der oligarchischen Verfassung eine Demokratie und übernehmen selbst die Fürsorge und Verantwortung für die öffentlichen Angelegenheiten. Und solange noch einige am Leben sind, die die Mißstände einer obrigkeitlichen Herrschaft erfahren haben, sind sie glücklich und zufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand und achten nichts höher als Freiheit des Worts und der Meinung. Wenn jedoch eine neue Generation heranwächst und die Demokratie in die Hände der Enkel kommt, dann wissen sie diese Freiheit nicht mehr zu schätzen, weil sie sich schon daran gewöhnt haben, und suchen größere Macht und einen Vorrang vor der Menge zu erringen, und zwar geraten vor allem die Reichen auf diesen Abweg. Wenn sie nun bei ihrer Jagd nach den Ämtern das Ziel ihres Ehrgeizes nicht durch eigene Kraft und Tüchtigkeit erreichen können, verschwenden die ihr Vermögen, um die Menge auf alle Weise zu ködern und zu verführen. Nachdem sie so in ihrer unsinnigen Gier nach Ehre und Ansehen das Volk für Bestechungsgelder empfänglich gemacht und seine Habsucht geweckt haben, kommt es wiederum zum Sturz der Demokratie, und diese verwandelt sich in eine Herrschaft der rohen Gewalt. Denn die Menge, die sich daran gewöhnt hat, sich von fremdem Gut zu nähren und nur auf Kosten anderer meint leben zu können, braucht nur einen Führer mit kühnen, hochfliegenden Plänen, der aber wegen seiner Armut von den Ehrenstellen im Staat ausgeschlossen ist, zu finden, und schon ist die Herrschaft der brutalen Gewalt da. Das Volk rottet sich zur Vertreibung und zur Ermordung seiner Gegner und zur Neuverteilung des Landes zusammen, so lange, bis die vertierte Masse wieder einen Herrn, einen Alleinherrscher gefunden hat. […]
Auszüge zitiert nach: Polybios (1961): Geschichte VI, 3-9, 1. Bd, eingeleitet und übertragen von Hans Drexler. Zürich: Artemis &Winkler Verlag.
„Alle genannten Formen sind daher unheilbringend, und zwar wegen der Kürze des Lebens der drei guten, und wegen der Verderblichkeit der drei schlechten. Deshalb vermieden die weisen Gesetzgeber, diese Mängel erkennend, jede der drei guten Regierungsformen an und für sich und erwählten eine aus allen dreien zusammengesetzte. Diese hielten sie dann für die festeste und dauerhafteste, da Monarchie, Aristokratie und Demokratie, in einem und dem selben Staate vereinigt, sich gegenseitig überwachen.“
Machiavelli, Niccolo: Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio. Erstes Buch
Machiavelli, Niccolo (2006): Gesammelte Werke in einem Band. Hrsg. von Dr. Alexander Ulfig. Frankfurt am Main:

„Nicht daß es dem Menschen in der Zeit wohlergehe, bildet den eigentlichen Sinn der Vorsehung, sondern daß ‚das Reich Gottes‘ komme und »seine Gerechtigkeit« sich erfülle; die neue Schöpfung und der Mensch der Ewigkeit sich vollenden.
– Romano Guardini: Welt und Person, 1939Paragraph. Zur Bearbeitung hier klicken.
NEBUKADNEZARS TRAUM VON DEN VIER WELTREICHEN(vgl. Kap 7,1-28)21Im zweiten Jahr seiner Herrschaft hatte Nebukadnezar einen Traum, über den sein Geist so erschrak, dass er aufwachte. 2Und der König ließ alle Zeichendeuter und Weisen und Zauberer und Wahrsager zusammenrufen, dass sie ihm seinen Traum sagen sollten. Und sie kamen und traten vor den König. 3Und der König sprach zu ihnen: Ich hatte einen Traum, und mein Geist war unruhig zu verstehen, was der Traum bedeutet.
4Da sprachen die Wahrsager zum König auf Aramäisch: Der König lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
5Der König antwortete und sprach zu den Wahrsagern: Mein Wort steht fest: Werdet ihr mir nun den Traum nicht kundtun und deuten, so sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser sollen zu Schutthaufen gemacht werden. 6Werdet ihr mir aber den Traum kundtun und deuten, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung. 7Sie antworteten wiederum und sprachen: Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
8Der König antwortete und sprach: Wahrlich, ich merke, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass mein Wort fest steht. 9Aber werdet ihr mir den Traum nicht sagen, so ergeht ein Urteil über euch alle, weil ihr euch vorgenommen habt, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeiten sich ändern. Darum sagt mir den Traum; so kann ich merken, dass ihr auch die Deutung trefft. 10Da antworteten die Wahrsager vor dem König und sprachen zu ihm: Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könnte, was der König fordert. Ebenso gab es auch keinen König, wie groß oder mächtig er auch war, der solches von irgendeinem Zeichendeuter, Weisen oder Wahrsager gefordert hätte. 11Denn was der König fordert, ist zu schwer, und es gibt auch sonst niemand, der es vor dem König sagen könnte, ausgenommen die Götter, die nicht bei den Menschen wohnen.
12Da wurde der König sehr zornig und befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. 13Und das Urteil ging aus, dass man die Weisen töten sollte. Auch Daniel und seine Gefährten suchte man, um sie zu töten.
14Da wandte sich Daniel mit einem Rat und Vorschlag an Arjoch, den Obersten der Leibwache des Königs, der ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten. 15Und er fing an und sprach zu Arjoch, dem der König Vollmacht gegeben hatte: Warum ist ein so strenges Urteil vom König ergangen? Und Arjoch teilte es Daniel mit. 16Da ging Daniel hinein und bat den König, ihm eine Frist zu geben, damit er die Deutung dem König sagen könne.
17Und Daniel ging heim und teilte es seinen Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja mit, 18damit sie den Gott des Himmels um Gnade bäten wegen dieses Geheimnisses und Daniel und seine Gefährten nicht samt den andern Weisen von Babel umkämen.
19Da wurde Daniel das Geheimnis durch ein Gesicht in der Nacht offenbart. Und Daniel lobte den Gott des Himmels, 20fing an und sprach:
Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit,
denn ihm gehören Weisheit und Stärke!
21Er ändert Zeit und Stunde;
er setzt Könige ab und setzt Könige ein;
er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand,
22er offenbart, was tief und verborgen ist;
er weiß, was in der Finsternis liegt,
und nur bei ihm ist das Licht.
23Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter,
denn du hast mir Weisheit und Stärke verliehen
und mich jetzt wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns des Königs Sache kundgetan.
24Daraufhin ging Daniel hinein zu Arjoch, der vom König Befehl hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er trat ein und sprach zu ihm: Du sollst die Weisen von Babel nicht umbringen, sondern führe mich hinein vor den König, ich will dem König die Deutung sagen. 25Arjoch brachte Daniel eilends hinein vor den König und sprach zu ihm: Ich habe einen Mann gefunden unter den Gefangenen aus Juda, der dem König die Deutung sagen kann. 26Der König antwortete und sprach zu Daniel, den sie Beltschazar nannten: Bist du es, der mir den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung kundtun kann?
27Daniel fing an vor dem König und sprach: Das Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die Weisen, Zauberer, Zeichendeuter und Sternkundigen dem König nicht zu sagen. 28Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. Der hat dem König Nebukadnezar kundgetan, was am Ende der Tage geschehen soll. Mit deinem Traum und deinen Gesichten, als du schliefst, verhielt es sich so: 29Du, König, dachtest auf deinem Bett, was dereinst geschehen würde; und der, der Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan, was geschehen wird. 30Mir aber ist dies Geheimnis offenbart worden, nicht als wäre meine Weisheit größer als die Weisheit aller, die da leben, sondern damit dem König die Deutung kundwürde und du deines Herzens Gedanken erführest.
31Du, König, schautest, und siehe, ein sehr großes und hohes und hell glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen. 32Das Haupt dieses Bildes war von feinem Gold, seine Brust und seine Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Bronze, 33seine Schenkel waren von Eisen, seine Füße waren teils von Eisen und teils von Ton. 34Das schautest du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. 35Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Bronze, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Welt.
36Das ist der Traum. Nun wollen wir die Deutung vor dem König sagen. 37Du, König, König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat 38und dem er alle Länder, in denen Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in die Hände gegeben und dem er über alles Gewalt verliehen hat! Du bist das goldene Haupt.
39Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer als deines, und dann ein drittes Königreich, das aus Bronze ist und über alle Länder herrschen wird. 40Und das vierte Königreich wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. 41Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: Das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. 42Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. 43Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt.
44Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, 45wie du ja gesehen hast, dass ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Bronze, Ton, Silber und Gold zermalmte. Ein großer Gott hat dem König kundgetan, was dereinst geschehen wird. Der Traum ist zuverlässig und die Deutung ist richtig.
46Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich nieder vor Daniel und befahl, man sollte ihm Speisopfer und Räucheropfer darbringen. 47Und der König antwortete Daniel und sprach: Wahrhaftig, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige, der Geheimnisse offenbaren kann, wie du dies Geheimnis hast offenbaren können. 48Und der König erhöhte Daniel und gab ihm große und viele Geschenke und machte ihn zum Fürsten über das ganze Land Babel und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen in Babel.
– Romano Guardini: Welt und Person, 1939Paragraph. Zur Bearbeitung hier klicken.
NEBUKADNEZARS TRAUM VON DEN VIER WELTREICHEN(vgl. Kap 7,1-28)21Im zweiten Jahr seiner Herrschaft hatte Nebukadnezar einen Traum, über den sein Geist so erschrak, dass er aufwachte. 2Und der König ließ alle Zeichendeuter und Weisen und Zauberer und Wahrsager zusammenrufen, dass sie ihm seinen Traum sagen sollten. Und sie kamen und traten vor den König. 3Und der König sprach zu ihnen: Ich hatte einen Traum, und mein Geist war unruhig zu verstehen, was der Traum bedeutet.
4Da sprachen die Wahrsager zum König auf Aramäisch: Der König lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
5Der König antwortete und sprach zu den Wahrsagern: Mein Wort steht fest: Werdet ihr mir nun den Traum nicht kundtun und deuten, so sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser sollen zu Schutthaufen gemacht werden. 6Werdet ihr mir aber den Traum kundtun und deuten, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung. 7Sie antworteten wiederum und sprachen: Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.
8Der König antwortete und sprach: Wahrlich, ich merke, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass mein Wort fest steht. 9Aber werdet ihr mir den Traum nicht sagen, so ergeht ein Urteil über euch alle, weil ihr euch vorgenommen habt, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeiten sich ändern. Darum sagt mir den Traum; so kann ich merken, dass ihr auch die Deutung trefft. 10Da antworteten die Wahrsager vor dem König und sprachen zu ihm: Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könnte, was der König fordert. Ebenso gab es auch keinen König, wie groß oder mächtig er auch war, der solches von irgendeinem Zeichendeuter, Weisen oder Wahrsager gefordert hätte. 11Denn was der König fordert, ist zu schwer, und es gibt auch sonst niemand, der es vor dem König sagen könnte, ausgenommen die Götter, die nicht bei den Menschen wohnen.
12Da wurde der König sehr zornig und befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. 13Und das Urteil ging aus, dass man die Weisen töten sollte. Auch Daniel und seine Gefährten suchte man, um sie zu töten.
14Da wandte sich Daniel mit einem Rat und Vorschlag an Arjoch, den Obersten der Leibwache des Königs, der ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten. 15Und er fing an und sprach zu Arjoch, dem der König Vollmacht gegeben hatte: Warum ist ein so strenges Urteil vom König ergangen? Und Arjoch teilte es Daniel mit. 16Da ging Daniel hinein und bat den König, ihm eine Frist zu geben, damit er die Deutung dem König sagen könne.
17Und Daniel ging heim und teilte es seinen Gefährten Hananja, Mischaël und Asarja mit, 18damit sie den Gott des Himmels um Gnade bäten wegen dieses Geheimnisses und Daniel und seine Gefährten nicht samt den andern Weisen von Babel umkämen.
19Da wurde Daniel das Geheimnis durch ein Gesicht in der Nacht offenbart. Und Daniel lobte den Gott des Himmels, 20fing an und sprach:
Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit,
denn ihm gehören Weisheit und Stärke!
21Er ändert Zeit und Stunde;
er setzt Könige ab und setzt Könige ein;
er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand,
22er offenbart, was tief und verborgen ist;
er weiß, was in der Finsternis liegt,
und nur bei ihm ist das Licht.
23Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter,
denn du hast mir Weisheit und Stärke verliehen
und mich jetzt wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns des Königs Sache kundgetan.
24Daraufhin ging Daniel hinein zu Arjoch, der vom König Befehl hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er trat ein und sprach zu ihm: Du sollst die Weisen von Babel nicht umbringen, sondern führe mich hinein vor den König, ich will dem König die Deutung sagen. 25Arjoch brachte Daniel eilends hinein vor den König und sprach zu ihm: Ich habe einen Mann gefunden unter den Gefangenen aus Juda, der dem König die Deutung sagen kann. 26Der König antwortete und sprach zu Daniel, den sie Beltschazar nannten: Bist du es, der mir den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung kundtun kann?
27Daniel fing an vor dem König und sprach: Das Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die Weisen, Zauberer, Zeichendeuter und Sternkundigen dem König nicht zu sagen. 28Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. Der hat dem König Nebukadnezar kundgetan, was am Ende der Tage geschehen soll. Mit deinem Traum und deinen Gesichten, als du schliefst, verhielt es sich so: 29Du, König, dachtest auf deinem Bett, was dereinst geschehen würde; und der, der Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan, was geschehen wird. 30Mir aber ist dies Geheimnis offenbart worden, nicht als wäre meine Weisheit größer als die Weisheit aller, die da leben, sondern damit dem König die Deutung kundwürde und du deines Herzens Gedanken erführest.
31Du, König, schautest, und siehe, ein sehr großes und hohes und hell glänzendes Bild stand vor dir, das war schrecklich anzusehen. 32Das Haupt dieses Bildes war von feinem Gold, seine Brust und seine Arme waren von Silber, sein Bauch und seine Lenden waren von Bronze, 33seine Schenkel waren von Eisen, seine Füße waren teils von Eisen und teils von Ton. 34Das schautest du, bis ein Stein herunterkam, ohne Zutun von Menschenhänden; der traf das Bild an seinen Füßen, die von Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. 35Da wurden miteinander zermalmt Eisen, Ton, Bronze, Silber und Gold und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu einem großen Berg und füllte die ganze Welt.
36Das ist der Traum. Nun wollen wir die Deutung vor dem König sagen. 37Du, König, König aller Könige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht, Stärke und Ehre gegeben hat 38und dem er alle Länder, in denen Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde und die Vögel unter dem Himmel in die Hände gegeben und dem er über alles Gewalt verliehen hat! Du bist das goldene Haupt.
39Nach dir wird ein anderes Königreich aufkommen, geringer als deines, und dann ein drittes Königreich, das aus Bronze ist und über alle Länder herrschen wird. 40Und das vierte Königreich wird hart sein wie Eisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt, so wird es auch alles zermalmen und zerbrechen. 41Dass du aber die Füße und Zehen teils von Ton und teils von Eisen gesehen hast, bedeutet: Das wird ein zerteiltes Königreich sein; doch wird etwas von des Eisens Härte darin bleiben, wie du ja gesehen hast Eisen mit Ton vermengt. 42Und dass die Zehen an seinen Füßen teils von Eisen und teils von Ton sind, bedeutet: Zum Teil wird’s ein starkes und zum Teil ein schwaches Reich sein. 43Und dass du gesehen hast Eisen mit Ton vermengt, bedeutet: Sie werden sich zwar durch Heiraten miteinander vermischen, aber sie werden doch nicht aneinander festhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht mengen lässt.
44Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrichten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wird auf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wird ewig bleiben, 45wie du ja gesehen hast, dass ein Stein ohne Zutun von Menschenhänden vom Berg herunterkam, der Eisen, Bronze, Ton, Silber und Gold zermalmte. Ein großer Gott hat dem König kundgetan, was dereinst geschehen wird. Der Traum ist zuverlässig und die Deutung ist richtig.
46Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich nieder vor Daniel und befahl, man sollte ihm Speisopfer und Räucheropfer darbringen. 47Und der König antwortete Daniel und sprach: Wahrhaftig, euer Gott ist ein Gott über alle Götter und ein Herr über alle Könige, der Geheimnisse offenbaren kann, wie du dies Geheimnis hast offenbaren können. 48Und der König erhöhte Daniel und gab ihm große und viele Geschenke und machte ihn zum Fürsten über das ganze Land Babel und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen in Babel.

Die Geschichte der Philosophie ist für Hegel „etwas Vernünftiges“ und „muß selbst philosophisch sein“.[58] Sie kann keine „Sammlung zufälliger Meinungen“ (GP I 15) sein, weil der Begriff „philosophische Meinung“ selbstwidersprüchlich ist: „Die Philosophie aber enthält keine Meinungen; es gibt keine philosophischen Meinungen.“ (GP I 30). Eine bloß philologische Philosophiehistorie ist für Hegel sinnlos (GP I 33). Die Philosophiehistorie setzt immer schon die Erkenntnis der Wahrheit durch die Philosophie voraus, um irgendeine Bedeutung beanspruchen zu können. Außerdem ist die Forderung, „die Tatsachen ohne Parteilichkeit, ohne ein besonderes Interesse und Zweck“ zu erzählen, illusorisch. Erzählen kann man nur das, was man verstanden hat; die Geschichte der Philosophie kann daher nur der verstehen, der verstanden hat, was Philosophie ist: Ohne einen Begriff von Philosophie wird „notwendig die Geschichte selbst überhaupt etwas Schwankendes sein“ (GP I 16f.).
Die Geschichte der Philosophie durchschreitet die entgegengesetztesten Positionen, stellt aber zugleich eine Einheit dar. Insofern ist die Geschichte der Philosophie „nicht eine Veränderung, ein Werden zu einem Anderen, sondern ebenso ein Insichhineingehen, ein Sichinsichvertiefen“ (GP I 47). Der tiefere Grund für die Geschichtlichkeit der Philosophie liegt darin, dass der Geist selbst eine Geschichte hat. Als Formen des Geistes können sich die einzelnen Philosophien daher auch nicht grundsätzlich widersprechen, sondern integrieren sich „zur ganzen Form“ (GP I 53f.). Daraus folgt, dass „das Ganze der Geschichte der Philosophie ein in sich notwendiger, konsequenter Fortgang ist; er ist in sich vernünftig, durch seine Idee bestimmt. Die Zufälligkeit muß man mit dem Eintritt in die Philosophie aufgeben. Wie die Entwicklung der Begriffe in der Philosophie notwendig ist, so ist es auch ihre Geschichte“ (GP I 55 f.)
Die Geschichte der Philosophie durchschreitet die entgegengesetztesten Positionen, stellt aber zugleich eine Einheit dar. Insofern ist die Geschichte der Philosophie „nicht eine Veränderung, ein Werden zu einem Anderen, sondern ebenso ein Insichhineingehen, ein Sichinsichvertiefen“ (GP I 47). Der tiefere Grund für die Geschichtlichkeit der Philosophie liegt darin, dass der Geist selbst eine Geschichte hat. Als Formen des Geistes können sich die einzelnen Philosophien daher auch nicht grundsätzlich widersprechen, sondern integrieren sich „zur ganzen Form“ (GP I 53f.). Daraus folgt, dass „das Ganze der Geschichte der Philosophie ein in sich notwendiger, konsequenter Fortgang ist; er ist in sich vernünftig, durch seine Idee bestimmt. Die Zufälligkeit muß man mit dem Eintritt in die Philosophie aufgeben. Wie die Entwicklung der Begriffe in der Philosophie notwendig ist, so ist es auch ihre Geschichte“ (GP I 55 f.)

Von Ziko - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60075866
„Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen; das ist scheinbar wenig (und veranlaßt manche Leute zu der Behauptung, die strukturalistische Arbeit sei ‚unbedeutend, uninteressant, unnütz‘ usw.). Und doch ist dieses Wenige, von einem anderen Standpunkt aus gesehen, entscheidend; denn zwischen den beiden Objekten, oder zwischen den beiden Momenten strukturalistischer Tätigkeit, bildet sich etwas Neues, und dieses Neue ist nichts Geringeres als das allgemeine Intelligible: das Simulacrum, das ist der dem Objekt hinzugefügte Intellekt, und dieser Zusatz hat insofern einen anthropologischen Wert, als er der Mensch selbst ist, seine Geschichte, seine Situation, seine Freiheit und der Widerstand, den die Natur seinem Geist entgegensetzt. [...] Die Struktur ist in Wahrheit also nur ein Simulacrum (Abbild, Schattenbild) des Objekts, aber ein gezieltes, ‚interessiertes‘ Simulacrum, da das imitierte Objekt etwas zum Vorschein bringt, das im natürlichen Objekt unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich blieb. [...] Schöpfung oder Reflexion sind hier nicht originalgetreuer ‚Abdruck‘ der Welt, sondern wirkliche Erzeugung einer Welt, die der ersten ähnelt, sie aber nicht kopieren, sondern verständlich machen will. [...] Nicht durch die Natur des kopierten Objekts wird eine Kunst definiert (ein hartnäckiges Vorurteil jedes Realismus), sondern durch das, was der Mensch, indem er es rekonstruiert, hinzufügt: die Technik ist das Wesen jeder Schöpfung. [...] Das Objekt wird neu zusammengesetzt, um Funktionen in Erscheinung treten zu lassen, und das ist, wenn man so sagen darf, der Weg, der das Werk hervorbringt; aus diesem Grund sollte man nicht von strukturalistischen Werken sprechen, sondern von strukturalistischer Tätigkeit.“
– Roland Barthes: Die strukturalistische Tätigkeit[21]
„Der strukturale Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es, setzt es wieder zusammen; das ist scheinbar wenig (und veranlaßt manche Leute zu der Behauptung, die strukturalistische Arbeit sei ‚unbedeutend, uninteressant, unnütz‘ usw.). Und doch ist dieses Wenige, von einem anderen Standpunkt aus gesehen, entscheidend; denn zwischen den beiden Objekten, oder zwischen den beiden Momenten strukturalistischer Tätigkeit, bildet sich etwas Neues, und dieses Neue ist nichts Geringeres als das allgemeine Intelligible: das Simulacrum, das ist der dem Objekt hinzugefügte Intellekt, und dieser Zusatz hat insofern einen anthropologischen Wert, als er der Mensch selbst ist, seine Geschichte, seine Situation, seine Freiheit und der Widerstand, den die Natur seinem Geist entgegensetzt. [...] Die Struktur ist in Wahrheit also nur ein Simulacrum (Abbild, Schattenbild) des Objekts, aber ein gezieltes, ‚interessiertes‘ Simulacrum, da das imitierte Objekt etwas zum Vorschein bringt, das im natürlichen Objekt unsichtbar oder, wenn man lieber will, unverständlich blieb. [...] Schöpfung oder Reflexion sind hier nicht originalgetreuer ‚Abdruck‘ der Welt, sondern wirkliche Erzeugung einer Welt, die der ersten ähnelt, sie aber nicht kopieren, sondern verständlich machen will. [...] Nicht durch die Natur des kopierten Objekts wird eine Kunst definiert (ein hartnäckiges Vorurteil jedes Realismus), sondern durch das, was der Mensch, indem er es rekonstruiert, hinzufügt: die Technik ist das Wesen jeder Schöpfung. [...] Das Objekt wird neu zusammengesetzt, um Funktionen in Erscheinung treten zu lassen, und das ist, wenn man so sagen darf, der Weg, der das Werk hervorbringt; aus diesem Grund sollte man nicht von strukturalistischen Werken sprechen, sondern von strukturalistischer Tätigkeit.“
– Roland Barthes: Die strukturalistische Tätigkeit[21]

IV. Auftrag 1 (GA 3er bis 4er Gruppen)
Lesen Sie den Auftrag und den nachfolgenden Text aufmerksam durch. Diskutieren und beantworten Sie die Aufgabenstellung in der Gruppe und notieren Sie sich Ihre Ergebnisse schriftlich auf einem A4 Blatt.
1. Wer ist der/sind die Urheber dieses Lehrplans?
2. An wen ist der Lehrplan gerichtet? Wer ist der Adressat dieses
Schriftstücks und welchem Zweck dient dieser daher?
4. Was soll spezifisch gelehrt werden? Versuchen Sie in eigenen Worten entsprechende Überordnungen zu bilden.
5. Jedes Gruppenmitglied schreibt die, seiner Meinung nach, wichtigste Kompetenz mit einem Filzstift auf ein A4 Blatt. Daraufhin bringen Sie ihre Blätter an der Wandtafel an. Versuchen Sie die Kompetenzen zu Gruppieren.
6. Welche Absicht/Welches Ziel könnten die Urheber dieses Lehrplans mit demselben verfolgen?
Zeit: 30 Minuten
Lehrplan (Richtlinien zur Schweizer Maturität)
5.4 Geschichte Grundlagenfach
5.4.1 Ziele
Durch die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart hat die Kandidatin/der Kandidat einen Einblick in die Komplexität historischer Zusammenhänge gewonnen. Sie/er verfügt über Kenntnisse menschlicher Lebensformen und Geschlechterrollen und deren Wandel in Raum und Zeit. Daraus leitet sie/er ein differenziertes Menschenbild und Verständnis für die eigene und für fremde Mentalitäten und Kulturen ab. Sie/er versteht die Mechanismen von Herrschaft und Macht und ist sich der Wichtigkeit der Herrschaftskontrolle und der Partizipation mündiger Staatsbürger und -bürgerinnen an politischen Entscheidungsprozessen bewusst. Ebenso kennt sie/er fundamentale soziale und ökonomische Prozesse und deren Einfluss auf das Leben der Menschen.
Die Kandidatin/der Kandidat besitzt die Fähigkeit, sich sachgerecht zu informieren und eine fundierte eigene Meinung zu bilden. Sie/er unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärliteratur. Historische Quellen verschiedener Art, Grafiken und Karten kann sie/er selbstständig interpretieren und in ihrem Kontext verstehen. Sie/er erkennt die Zeit- und Standortgebundenheit historischer Überlieferung. Mythen nimmt sie/er als geschichtswirksame Kraft wahr, weiss sie/er jedoch von der historischen Realität zu unterscheiden. Gegenwartsprobleme begreift sie/er von ihrer Entstehung in der Vergangenheit her, ebenso ist ihr/ihm die Zukunftsdimension der Geschichte einsichtig.
Die Kandidatin/der Kandidat macht sich ihre/seine Verankerung in der eigenen Tradition bewusst und nimmt die Menschenrechte, das Gemeinwohl und die Demokratie als Grundwerte der europäischen Kultur wahr. Sie/er begegnet anderen Kulturen mit Respekt. Die Kandidatin/der Kandidat erkennt sowohl die Veränderbarkeit als auch die Beharrlichkeit von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen. Sie/er kennt die Chronologie der abendländischen Geschichte in ihren Grundzügen.
Lesen Sie den Auftrag und den nachfolgenden Text aufmerksam durch. Diskutieren und beantworten Sie die Aufgabenstellung in der Gruppe und notieren Sie sich Ihre Ergebnisse schriftlich auf einem A4 Blatt.
1. Wer ist der/sind die Urheber dieses Lehrplans?
2. An wen ist der Lehrplan gerichtet? Wer ist der Adressat dieses
Schriftstücks und welchem Zweck dient dieser daher?
4. Was soll spezifisch gelehrt werden? Versuchen Sie in eigenen Worten entsprechende Überordnungen zu bilden.
5. Jedes Gruppenmitglied schreibt die, seiner Meinung nach, wichtigste Kompetenz mit einem Filzstift auf ein A4 Blatt. Daraufhin bringen Sie ihre Blätter an der Wandtafel an. Versuchen Sie die Kompetenzen zu Gruppieren.
6. Welche Absicht/Welches Ziel könnten die Urheber dieses Lehrplans mit demselben verfolgen?
Zeit: 30 Minuten
Lehrplan (Richtlinien zur Schweizer Maturität)
5.4 Geschichte Grundlagenfach
5.4.1 Ziele
Durch die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart hat die Kandidatin/der Kandidat einen Einblick in die Komplexität historischer Zusammenhänge gewonnen. Sie/er verfügt über Kenntnisse menschlicher Lebensformen und Geschlechterrollen und deren Wandel in Raum und Zeit. Daraus leitet sie/er ein differenziertes Menschenbild und Verständnis für die eigene und für fremde Mentalitäten und Kulturen ab. Sie/er versteht die Mechanismen von Herrschaft und Macht und ist sich der Wichtigkeit der Herrschaftskontrolle und der Partizipation mündiger Staatsbürger und -bürgerinnen an politischen Entscheidungsprozessen bewusst. Ebenso kennt sie/er fundamentale soziale und ökonomische Prozesse und deren Einfluss auf das Leben der Menschen.
Die Kandidatin/der Kandidat besitzt die Fähigkeit, sich sachgerecht zu informieren und eine fundierte eigene Meinung zu bilden. Sie/er unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärliteratur. Historische Quellen verschiedener Art, Grafiken und Karten kann sie/er selbstständig interpretieren und in ihrem Kontext verstehen. Sie/er erkennt die Zeit- und Standortgebundenheit historischer Überlieferung. Mythen nimmt sie/er als geschichtswirksame Kraft wahr, weiss sie/er jedoch von der historischen Realität zu unterscheiden. Gegenwartsprobleme begreift sie/er von ihrer Entstehung in der Vergangenheit her, ebenso ist ihr/ihm die Zukunftsdimension der Geschichte einsichtig.
Die Kandidatin/der Kandidat macht sich ihre/seine Verankerung in der eigenen Tradition bewusst und nimmt die Menschenrechte, das Gemeinwohl und die Demokratie als Grundwerte der europäischen Kultur wahr. Sie/er begegnet anderen Kulturen mit Respekt. Die Kandidatin/der Kandidat erkennt sowohl die Veränderbarkeit als auch die Beharrlichkeit von politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen. Sie/er kennt die Chronologie der abendländischen Geschichte in ihren Grundzügen.
V. Worin liegt nach Hannah Arendt die Wurzeln der Geschichts-Wissenschaft? Erkläre in diesem Zusammenhang Arendts Einwurf von "fiat Justitia et pereat mundus".